Der Hund und der Ball

Mehr wie den gemeinsamen Artikel „der“ haben die beiden bei mir nicht gemeinsam.
Oft wenn ich frage was zur Beschäftigung mit dem Hund gemacht wird, stelle ich fest dass Ballspielen/ Stöckchen werfen noch ganz hoch im Kurs steht. Leider. Warum?

Weil es einen sehr hohen Suchtfaktor hat und den geliebten Vierbeiner eher stresst wie freut.
Das Ballspielen ist für den Hund wie eine Jagd. Besonders das Hetzen und Packen lösen eine vermehrte Ausschüttung der Hormone Adrenalin und Dopamin aus. Diese geben dem Hund ein gutes Gefühl und das Belohnungssystem wird aktiviert. Ja super ! Dann ist es doch genau das Richtige! Ähm… nein denn es führt zu einer Abhängigkeit des Körpers von einem abnormal hohen Pegel dieser Stresshormone. Im Prinzip sind diese Hormone nichts gefährliches- Stress hat seine Berechtigung- er lässt den Körper auf Hochtouren laufen und bereitet ihn auf Flucht oder Angriff vor. Man kennt es doch wie stark und aktiv man auf einmal in einer Gefahrensituation sein kann. Gefährlich wird es jedoch wenn eben diese Hormone vermehrt ausgeschüttet werden. Spiel man regelmäßig mit seinem Hund Ball, so vergrößert sich sogar die Nebenniere damit mehr Hormone produziert werden können, wen wundert es dass diese Hunde nun auch in anderen Situationen im Alltag völlig überdreht sind? Jeder weiß dass Stress krank machen kann und auch abhängig zu sein ist kein schöner Zustand. Für unsere Hunde möchten wir immer das Beste und so schmeißen wir fleißig zum 10ten mal das Bällchen, weil er ja so einen Spaß daran hat…

Nicht jeder Hund wird von ein paar Mal Ball schmeißen gleich süchtig und auch gibt es Rasseunterschiede. So neigen zum Beispiel Hütehundrassen (Schäferhunde, Border Collie usw.) und auch Terrier (Jack Russel) besonders in ein Suchtverhalten zu kippen da sie auch sonst kein sehr stabiles Nervenkostüm haben. In ihrer früheren Aufgabe mussten sie schnell und zügig auf Reize reagieren. Zoe (Berner Sennenhund) zum Beispiel… naja die wird nie Balljunkie werden, denn bereits beim dritten Mal hat sie keine Lust mehr dazu. Und wenn es im Tausch noch nicht mal Fressen gibt- kannste das Ding schön selber holen. Schaue ich mir dagegen meine Papillons an- ja da hätte ich zwei Suchtgefährdete. Ronja und Merlin stehen total auf diese stupide Beschäftigung und verfallen sehr leicht in unruhiges Verhalten mit wildem Gekläffe und Gehüpfe. Wir spielen also kein Ball, außer einmal im Jahr am Meer – weil auch ich es gerne sehen wie meine Hunde euphorisch die Jagd auf das runde Ding aufnehmen. Aber eben in Maßen und wirklich selten.

Wie man erkennt ob man schon einen Junkie im Haus hat?
Dein Hund bellt, hüpft und ist sehr hektisch, dein Hund verweigert Leckerchen und ignoriert andere Hunde. Beim Anblick des Balls vergisst der Hund alles andere um ihn herum, nur noch der Ball ist wichtig.Und ja es ist der Ball der wichtig ist, nicht du! Ballspielen ist ein Beziehungskiller- dich könnte man problemlos mit einer Wurfmaschine ersetzen- mehr bist du für deinen Hund nämlich nicht.

Ballspielen ist auch nicht ungefährlich den oft ist die Fixierung auf das Objekt der Begierde so groß, dass diese Hunde in einer anderen Welt leben, ihre Sucht hat sie im Griff. Auch kommt es nicht selten zu unangemessenem Aggressionsverhalten wenn sich andere Hunde oder Menschen dem Ball nähern. Merlin wurde damals mit einem Jahr von einem ihm bekannten und befreundeten Hund massiv zusammen gebissen nur weil er zu nah vorbeigelaufen ist. Nur mit dank vieler Schutzengel hat er diese Attacke überlebt.

Gegen gelegentliches Werfen ist nichts einzuwenden, aber es sollte weder zum täglichen Gassi dazugehören noch das Mittel der Wahl sein seinen Hund auszulasten. Sollte dein Hund schon ein Junkie sein, ist es wir mit einem trockenen Alkoholiker, er wird nie wieder ein normales Verhältnis zu einem Ball entwickeln. Also lässt man das Ballspielen komplett. Nimmst du ihm jetzt einfach seine heißgeliebte Aktivität kommt es durch den Dopaminmangel schnell zu ungewünschten Verhaltensauffälligkeiten weil es ein Entzug ist.
Durch gute, ruhige Alternativen wie Nasenarbeit oder auch Tricktraining ist es jedoch gut möglich schnell erregbare Hunde gut und sinnvoll auszulasten.

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