Hundepension – Scheiden tut weh…

Bei dem ein oder anderen ist es ja bereits angekommen, ich werde in Zukunft mit der Hundepension kürzertreten oder diese sogar ganz einstellen. Warum ich zu diesem Entschluss komme und wie es wirklich ist eine familiennahe Pension zu führen…

Ja – es ist ein langer Text, weil mir diese Entscheidung alles andere als leicht fällt, weil ich weiß dass mit ihr nun einige von euch vor einem riesen Problem stehen werden.

Natürlich ist es auch ein finanzieller Einschnitt aber um die Sache mit dem „leicht verdienten Geld“ vorneweg zu nehmen. Damit es sich „lohnt“ müsste ich zeitgleich mehrere Hunde betreuen. Den sobald ein Pensionshund da ist habe ich auch die Verantwortung diesen gut zu versorgen. 25 Euro für 24 Stunden relativieren das leichte Geld ganz schnell wie ihr im Folgenden lesen werdet.

Was bedeutet es neben den eigenen vier Hunden und einem Kater zusätzliche Hunde im Haus zu haben?

Es kostet Nerven, viele Nerven und nicht nur meine sondern auch die meines geliebten Partners. Es bedeutet Nachts oft nicht durchschlafen zu können weil immer einer der Hunde Durchfall hat, nicht gewohnt ist nicht im Schlafzimmer zu schlafen, bellt, quietscht, kotzt, spielen will oder es gewohnt ist mitten in der Nacht nochmal rausgelassen zu werden.

Es bedeutet dass die Spaziergänge eher dem Besuch im Fitnesscenter ähneln und man total nassgeschwitzt heim kommt, da der Großteil der Hunde an der Leine zerrt und ich für 25 € am Tag sicherlich nicht Lust, Laune und Zeit habe den Hund Leinenführig auszubilden. (Wie jetzt? Sie sind doch Hundetrainerin?) Einfach ableinen? Keine Option bei den Meisten, denn dann hätte ich eine eigene Durchwahl bei Tasso und Co.. Klar bekomme ich das gemanagt aber Spaß macht es keinen, ja ok ist ja auch Arbeit und kein Vergnügen. Aber auch ich entspanne gerne beim Spazierengehen. Das schließt ein großes Hunderudel definitiv nicht aus – zum Glück gibt es auch gut erzogene Hunde und mit denen machte es riesen Spaß. Aber der Großteil kam meinen Bizeps zu gute 😉

Es bedeutet auch dass man hin und wieder nette Pubertiere in Pension nimmt, obwohl man weiß das es gerade kleine vierbeinige Monster mit Kulleraugen sind. Diese Pubertiere brauchen oft besonders viel Aufmerksamkeit den sonst stellen sie schneller was an wie man auf Toilette gehen kann. Nicht falsch verstehen ich liebe Pubertiere und die Diskussion mit ihnen ,aber eben nicht jeden Tag rund um die Uhr. Jetzt wo meine aus dem gröbsten raus sind.

Es bedeutet extra alles so zu planen, dass ich neben Einzelunterricht, Gruppenunterricht und Workshops noch genügend Zeit für die Pensionshunde zu hab. Es bedeutet auch alles so zu planen um dann eine kurzfristige Absage zu bekommen weil jetzt doch der Onkel aufpassen kann.

Es bedeutet eine höhere Abnutzung der Wohnung und auch Schäden wie z.B. zernagte Hundebettchen und Spielzeug, zerkratzte Türen oder rausgerissene PVC Böden. (Echt? Zu Hause macht er sowas nicht! Naja zu Hause ist auch in einer Box alleine- danke für keine Info) Aber auch Hunde die in der Wohnung ihr Bein heben (achso ja das macht er als, hab ich vergessen zu sagen). Oder vor lauter Aufregung durch die Umstellung Durchfall haben oder Spucken müssen, nein dafür kann keiner was- aber wegputzen muss man es. Das sind alles Dinge die ganz normal sind bei der Hundehaltung, aber es macht eben einen Unterschied ob man einen oder 6 Hunde im Haus hat. Es erhöht die Putzhäufigkeit 😉 Klar hat man auch mehr Dreck, Haare und mehr Pfoten zum abwischen aber das kann man sich ja ausrechnen. Im Endeffekt ist es einfach ein zeitlicher Faktor. Und der Garten riecht eh dauerhaft nach Pipi und die grüne Wiese weicht dem braunen Matsch.

Es bedeutet, dass man mehr Zeit für das spezielle Füttern, Medikamentengaben, Kämmen, Wohnung putzen, Näpfe spülen und Gassi gehen benötigt als mit einem Hund. Zu Bring und Abholzeiten daheim zu sein und es benötigt eine Menge Zeit einen neuen Hund im Rudel einzugliedern. Will man doch das er sich hier wohl fühlt und seinen Platz in der Hierarchie der bereits anwesenden Hunde findet. Nicht alle Hunde können sich riechen, manche zu gut und finden keine Ruhe, das stört wiederrum andere. Man hat also 24 Stunden was zu tun.

Allem in allem wurde es mir einfach zu viel und zum Glück hat Sven mir geholfen das zu erkennen. Hundepension und Hundeschule ist einfach zu viel, zumindest für mich alleine und auch in diesem (Miets-)Haus. Irgendwann wenn wir unseren Hof gefunden haben möchte ich auch wieder eine Hundepension in der Hunde ein schönes zweites zu Hause finden. Doch bis jetzt haben wir diesen Hof noch nicht gefunden… leider.

Und bis dahin sage ich:

Ja zu meiner Seniorin Tiffy die diesen Montag 14 Jahre alt geworden ist und es verdient einen entspannten Lebensabend zu haben! Vor ca.8 Jahren holte ich sie aus einem vierzehn Hunderudel wo sie völlig unterging. Ihr zu zeigen was ein schönes Hundeleben außerhalb des Gartens bedeutet, wie man spielt und nichts befürchten braucht macht mich glücklich. Sie hat mir 3 wundervolle Welpen geschenkt (inkl. Not- op und Kaiserschnitt) und erkrankte zweimal an Milchdrüsenkrebs von dem sie sich wieder erholt hat. Mittlerweile hört sie nichts mehr und leidet wohl auch unter leichter Demenz. Wir müssen auf dem Spaziergang immer nach ihr schauen weil sie sonst panisch in eine andere Richtung rennt wie wir gehen. Bei dem letzten „Schwung“ Pensionshunde, fing es an dass sie jeden Tag in ein Körbchen pinkelte. Ich kaufte ihr Windeln und stattet alles mit Inkontinenzunterlagen aus, medizinische Probleme schlossen wir aus. Also verbuchte ich dieses Verhalten unter „Tiffy wird alt“. Aber nein… jetzt wo hier Ruhe im Haus herrscht und ich mich wieder intensiver mit meinen Hunden beschäftigen kann ist Tiffy wieder weitegehends stubenrein, verspielt und sucht mehr unsere Nähe.

Ja zu meinen Hunden. Sie stecken oft genug zurück, sind bei tollen Gruppenstunden, Workshops und Urlauben nur passiv als Zuschauer oder Vorführhunde dabei. Durch den Trubel des Pensionsbetriebs war es sogar so, dass Zoe abends lieber alleine in einem Zimmer lag wie bei uns. Jetzt sucht sie wieder unsere Nähe. Auch beim Gassi gehen liefen sie einfach nur mit, denn da sie so gut gehorchen musste ich ja nicht groß nach ihnen schauen. Sie haben es alle verdient wieder mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich habe großartige Hunde die sich mir total anpassen. Wenn ich so wie heute den ganzen Tag am PC sitze, schlafen sie eben. Sie haben hier jeden Hund ein und ausgehen lassen, den einen erzogen dem anderen gezeigt dass man keine Angst haben muss. Sich oft genug überrennen lassen und ihre Körbchen geteilt. Jetzt ist es zeit dass ich es ihnen danke.

Ja zu mehr Spontanität und Flexibilität in der Partnerschaft durch mehr Zeit zu zweit. Denn die eigenen vier Hunde am Abend für einen Kinobesuch mal zu Hause zu lassen ist das eine. Pensionshunde wo man die Verantwortung übernommen hat und auch nicht weiß ob sie die Wohnung zerlegen alleine lassen – das andere. Mal eben übers Wochenende einen Ausflug zu Bekannten? Ja klar gerne aber mit 6 Hunden im Gepäck? Da wird der Platz im Auto schon knapp. Nicht das wir dass alles nicht schon geschafft hätten, aber entspannt ist eben anders.

Ja zu wirklich „freien Tagen“, denn durch die Arbeit in der Hundeschule am Wochenende nehme ich mir auch mal gerne unter der Woche einen Tag frei. Aber hat man frei wenn Pensionshunde da sind? Nein man ist eben doch sehr eingeschränkt in den Möglichkeiten etwas zu unternehmen. Auch wenn mich das oft nicht gehindert hat Ausflüge mit der ganzen Truppe zu machen oder meine Eltern und Bekannte mit allen Hunden zum Kaffee zu überfluten. Doch der Kopf, hat einfach nie frei bei so einer Verantwortung und ansprengend ist das Führen eines Hunderudels eh immer.

Ja zu wieder mehr freien Gedanken und damit vielleicht auch wieder dem ein oder anderen Blogbeitrag sowie neuen Ideen. Für mehr Energie für die Hundeschule und damit besserer Arbeit.

Ja zu einem Zimmer, dass nun wieder als Wohnraum genutzt werden kann. Denn zum Schlafen hatten wir die ganze Zeit extra ein Hundezimmer mit großem Kinderbett und etlichen Körbchen reserviert. Manchmal war es auch nötig die Hunde zu trennen. Das geht nun nicht mehr den das Zimmer habe ich nun schon renoviert um nicht wieder in Versuchung zu kommen.

So eine Pension ist nicht nur Stress und Arbeit,nein es war auch eine Bereicherung in meinem Leben.

Man lernt unheimlich viel wenn man tagtäglich den Hunden bei ihrer Kommunikation zusehen kann. Man wird ein exzellenter Rudelführer wenn man mit einer großen Meute zusammen lebt und diese draußen auch unter Kontrolle halten muss. Dieses Rudelgefühl ist einfach großartig, unbeschreiblich schön wenn man es geschafft hat das sich alle vertragen und ein harmonischer Spaziergang zustande kam. Auch ein gutes Gefühl war es, euch einen Gefallen zu tun damit ihr eure Hunde gut aufgehoben wisst. Viele „schwierige“ und ängstliche Hunde waren bei uns auch willkommen und alle haben sie von diesem Rudelleben profitiert. Den Hunden beim ausgelassenen Spiel zu zusehen, ihre Entwicklung mit zu erleben und das freudige Wiedersehen war der eigentliche Lohn für diese Arbeit. Und ja einen Großteil der Hunde hab ich sehr ins Herz geschlossen. So gern ich diese Arbeit (meistens) gemacht habe, jetzt muss sich was ändern.

Diese Entscheidung viel mir aber nicht leicht. Den die Hundepension war auch ein Teil meines Lebens.

Deshalb habe ich mir lange mit dieser Stellungnahme schwer getan. Die Notizen habe ich schon länger gesammelt während ich mit insgesamt 7 Hunden auf einer Wiese sitze und in der Ferne Michaela zuwinke die ihre beiden Hunde auch als bei mir in Pension hat. Leicht fällt es mir nicht euch zu verkünden, dass ihr euch zukünftig nach Alternativen umschauen müsst.

Dieses Bild von mir und gaaaaanz vielen Hunden zeichnete ich vor etlichen Jahren, denn schon damals träumte ich von einer Hundepension. Und Träume soll man ja niemals aufgeben…

Bis dahin danke ich euch für euer (An)vertrauen in all den Jahren
und für euer Helfen auf den Hundewanderungen!

Nachdem ich diesen Text im November 2017 per Mail versendet habe, erreichten mich ganz viele verständnisvolle Anrufe und E-Mails. Danke, dass ihr mir geholfen habt diesen wirklich nicht einfachen Schritt zu machen. Und jetzt Anfang 2018 sieht die Sache eh ganz anders aus… Zoe hat uns 10 Welpen geschenkt und deren Aufzucht benötigt viel Zeit und Aufmerksamkeit. Und wie wir nun wissen erwarten wir zweibeinigen Nachwuchs und somit wäre die Pension eh erstmal zum erliegen gekommen. Manchmal öffnet das Leben einfach eine neue Tür wenn wir eine andere verschließen…
Der Traum vom Hof der bleibt aber bestehen, also wenn ihr was passendes wisst 😉

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