Schon lange habe ich mich auf meinen nächsten Urlaub mit meinen Hunden gefreut. Diesmal sollte der Weg unser Ziel sein. Genauer gesagt der Neckarsteig, ein 127 km langer Wanderweg im nahen Neckartal. Da wir bereits einige der 8 Etappen in 2015 als Tagestouren gelaufen sind und mir der Steig sehr gut gefiel wollte ich nun die restlichen 5 Etappen laufen. Von Eberbach nach Bad Wimpfen, laut Beschreibung noch 75 km die es in meinen fünf Urlaubstagen zu bewältigen galt. Nur die Hunde und ich, Herrchen geht zur Arbeit, hütet den Kater und die Schildkröten- hat Urlaub von uns.
Die Wettervorhersage versprach nochmaligen Schneeeinbruch und viel Regen, verschieben? Keine Option- Urlaub habe ich nur jetzt und wenn ich mir mal was in den Kopf gesetzt habe…
Ich möchte für euch einen Wanderurlaub in unserer Region organisieren und so zieht es mich in die nahe Ferne um zu erkunden was es vor der Tür zu sehen gibt.
Der Tag startet eine Stunde vor dem eingestellten Wecker mit dem Katzencountdown… wer eine Katze hat weiß was ich meine. Alle anderen stellen sich es so vor: Man denk an nichts Böses und plötzlich hörst du wie deine Katze 5 -4 -3 -2 -1 würgt und dezent auf den Boden spuckt. Den Geruch hält keiner aus und so steht man eben auf um im Halbschlaf Katzenkot** zu putzen. Aber hey heute beginnt unser Urlaub da kann einem auch der Katzencountdown nicht den Tag verderben.
1.März – Start 9 Uhr in Eberbach
Unsere Reise beginnt mit strahlendem Sonnenschein. Ich bin gespannt wie die Hunde und ich den Weg meistern werden. Viel laufen sind wir gewöhnt aber ich habe das erste Mal einen Rucksack mit 8,5 Kilo auf dem Rücken. Zoe ist mit ihren Packtaschen da schon geübter und nimmt mir mit Leichtigkeit 1,5 Kilo Reisegewicht ab.
Es geht kurz durch die Stadt und die Blicke der Menschen in den noch leeren Straßen sind uns sicher. Zugegeben wir sind sicher lustig anzusehen. Frau mit Hut und Wanderrucksack, drei kleine Hunde in bunten Regenjacken und ein Berner mit Packtaschen. Wie wir es vom NeckarSTEIG kennen geht es erstmal stetig bergauf und bald haben wir den ersten Aussichtspunkt erreicht. Mit meinem GPS Gerät mache ich mich auf die Suche nach dem ersten Geocache für heute. Hier oben wurde 1194 ein Hinterfußabdruck eines Krokodils gefunden, diese Info entnehme ich der Infotafel beim „Roten Krokodil“. Ich habe im Schnee auch viele Fußabdrücke hinterlassen um den Schatz zu bergen. Zoe erklimmt derweil wieder mal einen Tisch… jaja ich weiß „die etwas andere Hundeschule“ – hier tanzen die Hunde auf den Tischen oder so ähnlich.
Der Weg führt uns über eine grüne Wiese und ich bin mit den Gedanken weit weg, als ich einen fremden Hund erblicke und plötzlich hellwach bin. Ich leine die Papillons an und als wir um die Ecke biegen steht dort ein roter Jeep mit Hundebox- mir kommt Werbung in den Kopf „es rappelt in der Kiste“, denn der ganze Jeep wackelt als wir vorüber gehen. Ich bin froh, dass das etwas verdutzt aussehende Frauchen den Hund eingepackt hat. Sie scheint genauso verwundert wie ich, hier oben fern ab der Zivilisation jemanden zu treffen. Das Auto mit der bellenden Box habe ich bereits auf dem Parkplatz bei unserem Start heute Morgen gesehen. Man sieht sich immer zweimal im Leben.
Es folgen weitere Wiesen und die Hunde genießen ihre Freiheit, sie erkunden munter die Gegend. Wir kommen an Steintürmchen vorbei und ich frage mich was es für eine Bedeutung hat die Steine zu stapeln. Es geht Talabwärts und da der Wind bitter kalt ist ziehe ich meine Handschuhe an. Wir passieren einen einsamen Hof und weil die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass es hier einen Hofhund gibt- leine ich vorsorglich an. Da kommt er auch schon, wobei so ein richtiger Hofhund ist er weniger. Ein Labradoodle der ängstlich bellt und einen großen Bogen um uns läuft. Es ist ein Rüde und angezogen vom Geruch der läufigen Tiffy traut er sich doch vorsichtig zu uns. Zoe schicke ich wie immer vor und die beiden beschnüffeln sich. Die Papillons wollen auch und nach kurzem Kennenlernen begleitet er uns noch ein Stück auf unserem Weg. Nicht lange danach treffen wir auf einen Chiwawa und einen Terriermix. Auch diese beiden werden kennengelernt oder sollte ich sagen – Merlin macht dem Terriermix durch klare Körperspannung und Drohfixieren kurz klar wer hier der Chef ist und die Mädels übernehmen den Chiwawa, der sich etwas überrumpelt fühlt und sich abwendet. Die Besitzer bekommen von dieser Klarstellung wenig mit denn sie befragen mich neugierig wohin wir laufen und wo wir schlafen werden.
Wir gingen weiter und ich fragte mich wie viele Hunde wir auf unserer Reise wohl noch treffen werden. Eine Ecke weiter erschien ein Brackenmix? am Horizont, Herrchen rief aber der Hund setzte zum Sprint an. Schnell rief die die drei kleinen zu mir und leinte sie an. Zoe konnte „ihren Job“ ausüben, sie machte sich groß und nahm Blickkontakt mit dem fremden Hund auf. Ich war mit den Papillons schon auf dem nächsten Hügel als die beiden sich beschnuppern um dann wieder getrennte Wege zu gehen. Der nächste Cache und unsere erste Pause warteten auf der Eberbacher Teufelskanzel. Da es zwar sonnig aber dennoch kalt war setzen wir nach 10 Minuten unseren Weg fort. Es ging Bergab und über eine Schleuse wechselte der Weg die Neckarseite. Die Hunde laufen ohne wenn und aber über das Gitter unter ihren Krallen und ich bin froh so tolle unkomplizierte Wegbegleiter zu haben. Genau an dieser Schleuse hielt meine Mutter mit mir als an, damit ich lernte über das Gitter zu laufen. Früher machte mir solch ein Gitterboden zum durchschauen angst, heute laufe ich entspannt drüber. Wer führt darf keine unnötige Angst zeigen.
Nächstes Ziel- Burgruine Stolzeneck. Im Innenhof führt eine steile Treppe hinauf und noch bevor ich die erste Stufe erreiche schaut Merlin schon von oben auf mich herab. Tiffy auf dem Arm und Zoe hinter mir klopft mir doch ziemlich das Herz und ich kralle mich am Geländer fest. Höhenangst… aber jetzt bin ich hier und Ronja und Merlin schon oben- auf geht’s ! Die Aussicht ist zwar nicht der Hit aber sich immer mal wieder bewusst seinen Ängsten auszusetzen, stärkt das Selbstbewusstsein und ich bin froh das meine Hunde mich hier hoch geführt haben. Manchmal helfe ich ihnen, manchmal sie mir. Beim Runtergehen leine ich Merlin und Ronja an, ich möchte sie absichern weil die Treppen doch sehr steil sind. Tiffy trage ich und Zoe schicke ich voraus.
Wieder unten angekommen machen sich die Füße bemerkbar und so machen wir uns auf zum Endspurt. Wir passieren eine kleine Schlucht und kommen so nach ein paar weiteren Höhenmetern an den Reihersee in Neunkirchen. Aus dem Wald kommt ein deutsch Drahthaarrüde und fiepst aufgeregt als er uns sieht. Herrchen ruft und der Hund kommt, die beiden schauen neugierig zu uns rüber und setzen ihren Weg fort. Wir machen kurz Pause vor dem nächsten Anstieg. Zurück im Wald treffen wir auf zwei Männer die Holz machen, Zoe ist fasziniert vom Anblick des Holzspalters – die Männer von unserem Anblick. Ich grinse und sehe – Neunkirchen!
Die erste Nacht verbringen wir bei meinem Vater, praktisch dass er hier wohnt und für uns ein warmes Bett und Verpflegung bereit hält. Nach 7,5 Stunden und 22 Kilometern sind wir froh angekommen zu sein. Wir gehen früh schlafen und Zoe nutzt den Urlaubsbonus und legt sich sofort zu mir ins Bett. Die Papillons an den Füßen und am Bauch, den Berner wärmend im Rücken- wir schlafen wie auf Wolken.
2.März – Start 9 Uhr in Neunkirchen
Das Handy habe ich bereits an der Teufelskanzel vom mobilen Internet „befreit“ und heute entschließe ich auch das Geocachen außen vor zu lassen. Irgendwie auch zu viel Technik die vom Weg ablenkt. Keine Mails, kein Facebook und kein WhatsApp- wisst ihr was? Man lebt auch ohne weiter! Im Urlaub verzichte ich gerne bewusst auf Internet, denn Urlaub heißt auch mal unerreichbar für andere zu sein. Mal nur für sich sein, deshalb ist mein Handy sogar lautlos. Da es regnet starten wir heute in voller Regenmontur. Mein Vater begleitet und noch ein kurzes Stück bevor wir uns in den Wald verabschieden. Ein Mann mit Husky ließ uns passieren und erkundigte sich wo wir hinlaufen. Heute ist Neckargerach über Neckarkatzenbach unser Ziel. Die Wege heute sind meistens breite Waldwege, nicht so schöne Pfade wie ich es vom Neckarsteig bisher gewohnt war. Schade, irgendwie ist der Weg langweilig im Vergleich zu den anderen Etappen. Es regnet mal mehr Mal weniger, die Papillons hätten auf jeden Fall lieber trockenes Wetter.
Mir und Zoe macht das Wetter nichts. Auch bei Regen ergeben sich schöne Bilder und wenn man das Wetter einfach akzeptiert und die richtige Kleidung hat, kann man sich über das monotone Geräusch der Schritte im Regen freuen. Es ist so ein entspanntes „dahin schlappen“, den Umstand annehmen den man nicht ändern kann. Bei Regen hat man noch mehr Ruhe im Wald das liebe ich an diesem Wetter! Kein einziger Mensch begegnet uns heute außerhalb der Dörfer. Wir sind aber alle froh auf der Ruine Minneburg bei Gutenbach eine Pause in einem trockenen Raum einlegen zu können. Von hier kann ich unser heutiges Hotel sehen, weiß aber es warten noch 11 Kilometer „Umweg“ über Neckarkatzenbach auf uns. Abkürzen? Ganz kurz denke ich dran, schmerzen die Füße doch schon und auch der Rücken hat keine Lust mehr auf den Rucksack. Aber nein das wäre zu einfach, ich wollte Neckarsteig, also gehe ich ihn nun auch. In meinen Gedanken höre ich das Lied „leichtes Gepäck“ und denke mir wie recht Silbermond damit doch hat. Es schauert stark und die Papillons sehen wenig begeistert aus. Ich bin stolz auf sie, darauf wie sie tapfer all meine Abenteuer begleiten und danke ihnen dafür.
Es hört kurz auf zu regnen und wir sehen grüne Wiesen und haben einen schönen Ausblick auf Neckarkatzenbach, das Dorf welches wir nun durchqueren um dann wieder Richtung Gutenbach zu laufen. Drei Rehe huschen über die Felder aber außer mir hat sie keiner gesehen. Es ist sehr nasskalt und ich bin froh dass wir uns nun auf den letzen Kilometern befinden. Nach 5,5 Stunden und 20,5 Kilometern erreichen wir unsere Pension „Grüner Baum“. Zuvor habe ich im Supermarkt noch ein Kilo Rinderhack für meine Wanderhunde besorgt. Klatschnass checken wir ein und bekommen ein Zimmer mit Blick auf die Minneburg. Man sieht sich immer zweimal…
Die Hunde und auch ich nehmen ein Bad und dann ruhen wir uns etwas aus. Merlin legt sich zu Zoe- ein Bild was es bei uns nur im Urlaub gibt. Zu Hause duldet Merlin nur Tiffys Nähe. So ein Urlaub ist für meine Hunde auch immer eine Teambildungsmaßnahme, die allen gut tut. Um Teambildung wird auch das Thema meiner geführten Wanderung für euch sein. Wandern, unterwegs sein schweißt zusammen und man konzentriert sich auf das Wesentliche. Es regnete heute zwar fast Pausenlos und mein Rücken schmerzt aber dennoch fühle ich dass meine Energie aufgeladen wurde. Gestern waren wir beim Italiener heute esse ich griechisch – auch das ist Urlaub.
3.März – Start 9.30 Uhr in Neckargerach
Nach einem sehr leckeren Frühstück geht es bei Sonnenschein wieder mal zuerst Bergauf. Auf einem breiten Weg oberhalb des Neckars und der Eisenbahnschienen geht es zum Einstieg in die Margarethenschlucht. Ronja rennt immer wieder in Richtung der keinen Mauer hinter der es tief hinab geht, ich muss ich zwei Mal mit einem „nein“ den Gedanken am auf die Mauer springen rauben. Sie ist meine kleine Bergziege und will immer überall hinauf springen.
So kommt ihr die Schlucht gerade recht, denn hier kann sie springen und klettern nach ihren Vorlieben. Durch den Winter und den vielen Regen ist der Pfad durch die Schlucht ganz schön ausgespült. Schon einmal war ich in dieser Schlucht und so steil habe ich den Pfad nicht mehr in Erinnerung gehabt. Die Seilversicherung des Weges nutze ich um mich an manchen Stellen hochzuziehen und auch Zoe leistet mir gute Dienste beim Erklimmen der Schlucht. Ich habe ihr beigebracht in steilem Gelände auf mich zu achten und stabil stehen zu bleiben wenn ich mich an ihr festhalte. Ich freue mich wie rücksichtsvoll und konzentriert sie ist wenn sie merkt dass ich ihre Hilfe benötige. Die Schlucht hoch zu kraxeln macht Spaß und wir müssen auch ein paar Mal das Wasser durchqueren. Manchmal suchen die Hunde den Weg aus, manchmal ich. Immer konzentriert um keinen falschen Schritt zu machen, stolpern wäre nun echt dumm. So schlimm ist die Schlucht gar nicht und doch durchströmt Adrenalin meinen Körper, ich möchte alle sicher oben anbringen.
Oben angekommen fängt es an zu tröpfeln und so heißt es Regenkleidung anziehen und die große Kamera einpacken. Es geht weiter auf abgelegenen Waldwegen also Ronja und Zoe die Nase in die Luft reisen und wild am Boden hin und her schnüffeln. Ich lasse sie hinter mir laufen da die Wildspuren wohl verlockend frisch zu sein scheinen. Ein paar Meter weiter sehe ich am Ende des Weges zwei Feldhasen die sich jagend. Wir bleiben stehen und lassen die zwei passieren, die Hunde sind anfangs etwas aufgeregt aber schnell durch die ihnen winkende Belohnung vom Gedanken des Hasenbratens wieder umzulenken. Wir gehen an Feldern vorüber und treffen auf Reiter und drei Männer die eine Bodenprobe entnehmen. Die Männer sind neugierig was in Zoe’s Packtaschen drinnen ist und so kommt es zu einem flüchtigen Gespräch bevor wir wieder in den Wald laufen. Überall bedeckt Bärlauch den Boden und ich knabbere an dem frischen Gewächs während die Hunde in Spiellaune sind und Tannenzapfen durch die Gegend tragen.
Auf einem Wanderparkplatz machen wir eine kurze Pause um was zu trinken bevor es dann an den nächsten Anstieg geht. Dieser fällt mir schwer und ich schlurfe Schritt für Schritt nach oben. Wir erreichen die mir bekannte Teufelskanzel am Schreckberg und da es nach Regen aussieht legen wir eine Essenspause ein. Merlin überkommt die ganz große Liebe und er steigt auf Tiffy auf. Seit Merlin kastriert ist interessieren ihn läufige Damen nicht mehr, einzige Ausnahme – seine Tiffy. Ich muss lachen und es fotografieren weil die Kulisse mich dazu verleitet, dann untersage ich dieses Techtelmechtel. Von hier aus hat man Aussicht auf Obrigheim und Neckarelz, Orte die für mich Heimat sind. Hier haben wir eine ganze Weile gewohnt Erinnerungen an Kindergarten, Einschulung, Schulfreunde, Karatetraining und meine Eltern gehören zu Obrigheim. In Neckarelz wohnt mein bester Freund und seine Eltern, erst seit zwei Jahren haben wir wieder zu einander gefunden. Der Neckar trennt diese zwei Orte wie die Vergangenheit von der Gegenwart doch eine Brücke verbindet sie wie ein glückliches Gefühl an schöne Erinnerungen.
Es fängt an zu regnen wird kalt und nass, der führt Weg uns durch die Naturschutzgebiete Hamberg und Henschelberg weiter Richtung Mosbach. Dabei müssen wir ein Stück an einer viel befahrenen Straße vorbeilaufen und ich empfinde die Autos als schrecklich laut und stressig nach so einem Tag im Wald. Doch das vergesse ich schnell als wir des Henschelberg hinauf laufen, oder sollte ich schreiben schleichen? Ich spüre dass es der dritte Tag mit Rucksack ist und meine Füße für heute wieder genug haben. Die Hunde hingegen scheinen bis auf das Wetter noch fitter zu sein wie ich und laufen munter voraus. Der Henschelberg war mir bis dato unbekannt, Kalkiger Boden lässt die Landschaft hier ganz anders aussehen. So schön es hier oben auch ist, so froh bin ich auch als wir in der Altstadt von Mosbach ankommen.
Homezone- hier kenne ich mich wieder aus. Nach einem Telefonat mit Michael stellt sich heraus dass er noch unterwegs ist. Erst wollte ich mich in ein Cafe setzen und auf ihn warten doch dann entscheide ich, dass es kein Sinn macht mit den nassen Papillons. Lustlos und langsam setzen wir den Weg nach Neckarelz fort. Michael sammelt uns kurz vorm Ziel doch noch ein und wir freuen uns nach 6 Stunden laufen und 19 Kilometern angekommen zu sein. Nach dem Duschen, Trocknen und Füttern der Hunde setzte ich meinen kulinarische Reise mit dem Besuch des Thairestaurants fort.
4. März – Start 9.00 Uhr in Mosbach
Michael fährt uns nach Mosbach und der Neckarsteig startet wie hätte man es anders erwartet mit einem Anstieg auf den nächsten Berg. Heute ist der Rucksack unwesentlich leichter doch von Tag zu Tag werden die Berge gefühlt steiler und länger. Es ist sonnig aber so richtig traue ich dem Wetter nicht. Hier in der Nähe wohnte meine Oma die in meiner Kindheit oft auf mich aufgepasst hat. Sehr bald stoßen wir auf einen mir sehr gut bekannten Waldweg und treffen dort oberhalb von Mosbach auf eine alte Bekannte- die Geistereiche.
Oma Emmi ist hier oft mit mir spazieren gewesen und während ich vor dem Baum stehe, fühle ich mich ihr so nah. Dieser Baum steht hier schon so viele Jahrzehnte und hat sicher einige Geschichten zu erzählen. Ich berühre die Rinde und fühle wie schmerzlich ich meine Oma vermisse. Sie schloss ihr Augen genau an dem Tag als Ronja ihre öffnete. Oma Emmi ich danke dir für alles was du mir bewusst und unbewusst gelehrt hast, für jeden Charakterzug den ich von dir habe. Deine ehrliche und direkte Art spiegelt sich heute in mir, sie bringt mich aufrichtig durchs Leben. Du hast mir jeden Wunsch erfüllt und ich trage in meinem Herzen so viele schöne Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit, ich wünschte du könntest sehen was aus dem kleinen blonden Lockenkopf geworden ist. Wie du dich jedes Jahr aufgeregt hast, dass ich unbedingt einen Tag vor deinem Geburtstag auf die Welt gekommen bin und nicht noch einen Tag warten wollte. Tja Oma wir Steinböcke gehen eben gern mit dem Kopf durch die Wand.
Ich wische die Tränen beiseite, wir folgen einem schmalen Pfad und überqueren eine Straße an der alten Kaserne. Durch den Wald geht es bergab und der Weg folgt der Straße ein kleines Stück, obwohl kein Auto kommt fühle ich mich gestresst. Wenig später verläuft der Weg parallel zu den Bahnschienen und so laufen die Hunde heute viel an der Leine. In der Ferne sehe ich die Burg Gutenberg- ganz schön weit. Ob ich da heute noch hinkomme? Die heutige Etappe wäre bis Gundelsheim, doch da das Wetter noch trocken ist ziehe ich in Erwägung bis Bad Wimpfen zu laufen.
Vorbei an der Burg Hornberg in Neckarzimmern fällt mir ein Schild auf… und der Spruch „Man muss viele Frösche küssen, bevor man seinen Prinzen findet“.
Dann geht es wieder an den Bahnschienen entlang. Wir treffen auf einen Mann mit einem Yorkshire Terrier und erfahren dass er der Verantwortliche für die Wegmarkierung dieser Etappe ist. Dann geht es mal wieder etwas Bergauf und oben angekommen gönnen wir uns die erste Pause. Jetzt sind wir auf dem Michaelsberg und ich schmunzel als wir den Ferienhof passieren der mir bei meiner Anfrage nach einer Übernachtung angeboten hat meine Hunde in einem Zwinger nächtigen zu lassen. Danke Schicksal, hier wäre es viel zu früh für eine Übernachtung gewesen. Über die dortige Himmelleiter steigen wir hinab nach Gundelsheim. Noch hält dass Wetter und der Entschluss steht- Bad Wimpfen- heute noch!
In Gundelsheim begleitet uns ein kleines Mädchen ein ganzes Stück, es fragt so viel es fragen kann und versucht die Papillons im Gehen zu streicheln. So schnell wie sie aufgetaucht war, verschwand sie ohne ein Wort auch wieder. Über die Autobrücke kommen wir an Felder und ich kann die Hunde endlich wieder ableinen. Durch den Wald geht es hinauf zur Burg Gutenberg. Auch hier waren wir früher gelegentlich um die dort ansässige Greifwarte zu besuchen. Heute haben sie zu und ich auch keine Zeit zum Verweilen. Zoe und Merlin erschrecken sich vor einer Holzeule, wie viel man doch mit Hunden lacht…
Nicht zum Lachen ist dass Merlin ab der nächsten Straßenüberquerung anfängt zu hinken. Ich untersuche die Pfoten und finde nichts, setze ihn wieder ab und er läuft wieder normal. Im Wald treffen wir auf zwei ältere Herren die am Holz machen sind, sichtlich erfreut über die Abwechslung sprechen sie mich an und verwickeln mich ein Gespräch. Über 150 Jahre alt sind sie zusammen und den Neckarsteig wollen sie auch mal machen, soweit wär ich ja noch nicht gekommen in den 3 vergangenen Tagen. Ich schweige und grinse. Ronja setzt sich auf einen Holzstamm und lässt sich streicheln das gefällt den beiden. Sie versuchen ihr Glück bei Zoe doch ernten nur ein lautes Bellen, auch Merlin duckt sich geschickt weg. Ich verabschiede mich und Merlin humpelt mir hinterher…
Ich entschließe ihn ein Stück zu tragen und nehme ihn hoch. In meinem Rucksack habe ich einen Tragebeutel, genau für so Fälle aber ich möchte nicht schon wieder Pause machen. Der Versuch Merlin auf Zoe zu transportieren ist nicht erfolgsversprechend und so trage ich ihn erstmal auf dem Arm bis zum jüdischen Friedhof Heinsheim. Dort angekommen stelle ich fest, dass es sehr nach Regen aussieht und ziehe meine Regenkleidung an. Da Merlin weiterhin hinkt packe ich den Tragebeutel aus und setzte ihn rein. Eine Frau auf Krücken kommt vorbei und wünscht uns alles Gute für die Weiterreise ich tue dem gleich. Der ganze Weg ist überseht von Wildschweinspuren und der Weg wird matschig als es anfängt heftig zu regnen. Vorbei an einer Mülldeponie führt der Weg über matschige Feldwege, es riecht unangenehm und überall liegt Müll herum. Wir müssen wieder ein Stück an der Straße entlang und ich wünschte wir wären schon da.
Der Weg verläuft auf einer wenig befahrenen Straße als ich ein Auto anrasen höre, ich ziehe die Hunde in die Felder. Wir laufen weiter, als wenige Minuten später dasselbe Auto von unten anrast. Wieder zerre ich die Hunde auf die Seite, Rücksichtnahme ist wohl zu viel verlangt. Ich glaube es nicht… von hinten höre ich wieder das Auto und auch diesmal fährt es völlig ungebremst an uns vorbei, dafür hat die Fahrerin das Handy am Ohr. Sehr gestresst sieht sie aus und ich merke wie Aggressionen in mir aufkochen. Die Strecke ist nicht einsehbar und kurvig, wie kann man hier so rumrasen? Ich höre mich denken „wenn dieses Blondchen nochmal kommt, dann… „ weiter komme ich nicht denn sie kommt tatsächlich von vorne angebraust. Diesmal bleibe ich mitten auf dem schmalen Weg stehen und ungläubig das Handy vom Ohr nehmend findet sie das Bremspedal. Demonstrativ schaue ich sie an und wenn Blicke töten könnten, so wären sie der Grund warum Madam ihren Smart beim trotzigen Ausweichen über das Feld abwürgt. Es braucht lange mich zu provozieren, aber in so Momenten wo die Sicherheit meiner Hunde auf dem Spiel steht verstehe ich keinen Spaß.
Über eine Treppe führt der Weg hinab nach Heinsheim um dort am Neckar zum Endspurt nach Bad Wimpfen anzusetzen. Meine Schultern schmerzen vom Tragebeutel mit Merlin, aber ich muss ihn Tragen. Er hängt schlapp und erschöpft im Beutel und so versuche ich den Schmerz auszublenden und gehe weiter. Die anderen sind zum Glück noch fit, aber ich erkenne dass es heute zu viel war. Auf der anderen Seite bin ich froh morgen nicht noch einmal hier her kommen zu müssen. Momentan habe ich kein Gefallen an dieser Etappe, viel zu viel Straßen. Der Weg zieht sich ewig am Neckar entlang und wir schleppen uns durch den Regen. Eine Pause ist nicht drin, es wird bald dunkel werden. Das sind so Momente in denen man sich fragt warum man sich so etwas antut. Der letze Kilometer ist angeschrieben und er zieht sich unendlich. Wir haben keine Lust mehr! Und so erreichen wir nach 8,5 Stunden und 29 Kilometern endlich den Bahnhof und somit das Ende des Neckarsteiges.
Irgendwie hatte ich mir diesen Moment anders vorgestellt, so von wegen „cool geschafft, ole ole ole „ Aber es war eher „Zum Glück- endlich da“. Die heutige Stecke gefiel mir aufgrund der vielen Straßenüberquerungen und Bahngleisen nicht so gut wie die vorherigen. Und dass ich die letzten 10 Kilometer Merlin tragen musste machte die Stecke auch nicht schöner. Wir hatten Glück und der nächste Zug kam bereits nach 10 Minuten Wartezeit. Ein netter Jugendlicher half mir die Hunde in die Regionalbahn zu heben, man waren wir kaputt. Nach ein paar Minuten hieß es umsteigen und am Bahnhof gab es fragende Blicke von den Passanten. Die Hunde legten sich sofort hin und entspannten die 25 Minuten Heimfahrt.Das war also mein Urlaub? Froh wieder angekommen zu sein, froh nicht weiter zu müssen? Naja von Mosbach bis Bad Wimpfen, war eher Stress wie Erholung. Schade denn so hatte ich den Neckarsteig nicht kennengelernt. Aber gut zu wissen, denn mit euch werde ich diesen Abschnitt nicht bevorzugen.
Mittlerweile war es dunkel und da Michael noch unterwegs war mussten wir in Neckarelz zu Fuß zurück zu ihm nach Hause. Jeder Schritt tat weh und dann kamen wir endlich an! Geschafft! Endlich im Trockenen und morgen nicht nochmal laufen. Essen? Heute ganz international beim goldenem M. Das musste nun sein nach so einem Tag.
90,5 Kilometer in 4 Tagen !
„Und das nennst du Urlaub?“ Ja, es war Urlaub denn ich hatte vier Tage Zeit für meine Hunde. Vier Tage an denen wir gemeinsam Abenteuer erlebt und für einander da waren. Zeit für meine Gedanken, Gedanken die in die Vergangenheit gereist sind und Ideen für die Zukunft hervorgebracht haben. Merlin war zum Glück nach dem Abendessen und einer Mütze Schlaf wieder fit.
Der Weg war unser Ziel, und dieses zu erreichen war eine schöne Erfahrung. Die Umstände waren nicht die Besten aber im Leben kann man sich eben nicht alles aussuchen. Der Neckarsteig ist wie das Leben, mal geht es hoch und mal runter. Manchmal noch höher wie hoch um dann wieder abzusteigen oder eine lange gerade als entspannende Pause zu sehen. Mal ist es spannend und man hat Energie, mal langweilig, ermüdend und schmerzhaft.
Nachtrag vom 24.3.
Heute hat uns die Post die Wandernadel und die Urkunden überbracht:
Also wir würden es nochmal in Angriff nehmen !
Lust mit uns Wandern zu gehen?
Im Kleinwalsertal
Oder gemütlicher Urlaub auf der Insel?
Auf der Nordseeinsel Schiermonnikoog
Oder regional auf dem Neckarsteig?
Der Weg ist das Ziel !
Comments 1
Du hast alles super gut beobachtet , intensiv erlebt und empfunden, durchgezogen und zu ENDE gebracht, wie Dein Vater es nicht anders gemacht (hätte) . Ich bin stolz auf Dich! Wolfgang